Anita berichtet vom Kochkurs und den Ferien in der Toscana
Was ein Geschenkgutschein alles auslösen kann und welche Zutaten es braucht!
Olivenöl, Salz, Pfeffer, Rosmarin, Oregano, Salbei, Wacholder, Knoblauch, Estragon, Thymian, Majoran, Peccorino, Zitronen, Tomaten, Auberginen, Zucchetti, Gurken, Karotten, Steinpilze, Lauch, Sellerie, Kürbis, Peperoncini, Speck, Bratwurst, Bohnen, Petersilie, Brot, Zwiebeln, Kaninchen, Schwein (Wild & Haus), Fasan, Eier, Brösel, Artischocken, Weiss- & Rotwein, Oliven, Mehl
Vor gut einem Jahr bekam Christine von Schwager und Schwägerin mit Namen Erika und Housi! zum Geburtstag einen Geschenkgutschein über eine Woche Kochkurs in der Toscana. Wie könnte es anders sein, natürlich im „Tenuta Il Cicalino & Parco dei Lecci“ bei Massa Marittima in der Toscana.
Klar war, Hucki als Ehemann „musste“ mit, André der Junior Silvia die Freundin und Andreas und ich haben „fast“ freiwillig ja gesagt......
Klar war auch, dass wir die Woche ganz gemütlich angehen wollten. Dies fing gleich bei der Anreise an. Bereits am Freitag Nachmittag machten wir uns vom Bödeli und aus Innertkirchen gegen Süden auf. Erster Treffpunkt war Stresa am Lago Maggiore. Dort erlebte Hucki bereits ein erstes Highlight. Mitten in Stresa, direkt an der Promenade - im 35x25m grossen Rasen vor einem tollen Hotel – waren „einfach so“, vier Helis geparkt. Dies sollte mal einer auf der Höhenmatte in Interlaken versuchen.....
Klar war, dass vis-à-vis ein Bier getrunken wurde, es könnten ja noch weitere Helis kommen - aber leider ertönte nur das Heligeräusch aus Huckis Natel.
Klar war auch, dass die gute Küche bereits in Stresa gesucht und im „Papagallo“ auch gefunden wurde.
Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns am Samstag Morgen bei schönstem und sehr warmen Wetter – die einen über Genua die anderen über Milano - Richtung Massa Marittima wo wir im Laufe des Nachmittags im Il Ceppo unsere Wohnungen bezogen.
Zur Ferien-Anlage und zu Salvos Essen ist bereits so viel geschrieben worden, dass ich nur hier etwas dazu sage und mich auch sehr kurz fasse: SUPER!
Auch das Wetter enttäuschte nicht, 30 Grad war normal: HEISS!
13. Juni 2009/Samstag
Um 19.00 Uhr ist Treffpunkt auf der Terrasse beim Restaurant von Salvo. Erika und Housi informieren über die fixen Daten und gemeinsam besprechen wir das Rahmen- programm, und - bereits vor dem Nachtessen - der erste Schreck! Nichts mit einem gemütlichen Sonntag mit bädele u sünnele, der Kochkurs beginnt bereits am Sonntag Nachmittag.
Aber beim anschliessenden Nachtessen ist dies bald vergessen und die Vorfreude auf einen tollen Kochkurs nimmt mit jedem gegessenen, überaus köstlichen Gang zu.
14. Juni 2009/Sonntag
Frühstücken und Bike fassen ist angesagt. Auch als Nicht-Biker ist ein Bike in der grosszügigen Hotelanlage von Vorteil, dazu kommt noch die Angst der Kalorien/Kilos – so sind zwei Fliegen auf einen Schlag erledigt. Christine und ich genehmigen uns – auf Housis Rat/sprich Einschätzung unserer Kondition –ein Elektro-Bike. Anschliessend geniessen wir den Pool und jede/r stimmt sich auf die ersten Kochstunden ein.
Fantasia di Bruschette e Antipasti Toscani
Salvo verteilt Kochschürzen und –mützen und wir betreten seine kleine, einfache und sehr saubere Küche . Ein tolles, farbenfreudiges Gemüse- und Kräuterbuffet, dazu braune Keramikschalen mit Gewürzen ist vorbereitet und erfreut das Auge eines jeden Betrachters.
Zwischen 14.30 und 17.00 Uhr zeigt uns Salvo wie grosszügig er mit allen Zutaten - vor allem mit Olivenöl - umzugehen weiss. Nach acht verschiedenen Bruschette sind wir vollgefressen und wissen noch nicht, wie wir auch noch das Nachtessen überstehen wollen.
Gleich anschliessend stossen wir mit einem Glas Prosecco mit Erika, Housi und Daniela auf die Downhill-Goldmedaille von Nick Beer an den Europameisterschaften in Slowenien an. Herzliche Gratulation Nick!
15. Juni 2009/Montag
Nun findet der Kochkurs jeweils von 10.00 bis 13.00 Uhr statt. Heute ist Suppentag: Ribollita, Acquacotta, Imbrecciata di Legumi, Zuppa di Patate, Zuppa di Funghi.
Wieder nur frischeste Ware, schmackhafte Gewürze und natürlich goldfarbenes, aus eigenen Oliven gepresstes Öl. Schade dass Sie dies nur lesen und nicht schmecken können - hier wird jeder Suppenkaspar zum Suppenfreak!
Am späteren Nachmittag fahren wir mit dem mtbeer-Bus in die Hügel um Massa Marittima. Nach einem kurzen Aufstieg geniessen wir die tolle Aussicht weit über die Hügel der Toscana.
Erika, Hucki, André und Housi fahren mit den Bikes, die anderen nehmen den Bus. Treffpunkt ist die Osteria Cinquino. Wir Nicht-Biker müssen nur ein halbes Bier lang warten bis der Rest angefahren kommt. Aber oh Schreck, es gibt einen Verletzten! Ein Ast hat Hucki erwischt, ihn vom Bike geworfen und Housi musste erste Hilfe leisten und den Kratzer am Bein verarzten. Mit dem Desinfektionsmittel und dem Verband wurde natürlich seeehr grosszügig umgegangen – Hucki wollte/musste ja bedauert werden…….
16. Juni/Dienstag
Heute ist kochfrei, und wir haben beschlossen einen Freund von Salvo zu besuchen:
Paulo il Pescatore Nach einer einstündigen Busfahrt (Abfahrt 06.45 Uhr) kommen wir in Talamone an. Heute sind auch Daniela und Jill (Hund) dabei. Dort werden wir von Paulo und Hilde, seiner Partnerin begrüsst und wir besteigen das Fischerboot wo bereits vier weitere Gäste warten. Paulo hat bereits vor zwanzig Jahren gegen Schleppnetze gekämpft und sich im Umweltschutz engagiert, heute sind Schleppnetze in Ufernähe verboten. Nebst seiner Fischerei (pescatourismo), ist er auch „Ranger“ im Parco Naturale della Maremma.
Nach einer knapp einstündigen Fahrt entlang der felsigen Küste treffen wir im Fischfanggebiet ein und Paulo und sein Helfer ziehen 1,5 km Netz ein. Paulo erwartet keinen sehr guten Fang. Der Sirocco weht und dies sei für die Fischerei eher schlecht. Aber wir sehen genug für unser Mittagessen und freuen uns auf den Landgang mit frischem Fisch vom Grill. Mit dem Gummiboot setzen wir an einen kleinen felsigen Strand über. Einige Stufen oberhalb vom Strand, hinter Bäumen und Gebüsch versteckt, zeigen uns Hilde und Paulo den idyllischen Lager- und Grillplatz.
Paolo putzt den frisch gefangenen Fisch und wir - mit einem Glas kühlen Weisswein in der Hand - schauen zu, denn zum Baden verlockt es uns nicht mehr, schwimmen doch mit jedem geputzten Fisch mehr Fischköpfe und –Eingeweide rum .
Hilde - ein absoluter Hingucker - in „Stöggelischuhen“, Mini-Jupe mit tief ausge-schnittenem Top und dem schön gebräunten Holz vor der Hütte, deckt inzwischen liebevoll den Tisch, kocht die Vorspeise „Spaghetti pescatore“, schneidet die Torte und ist eine rührige Gastgeberin – hungrig und durstig geht hier wirklich niemand vom Tisch.
Per Jeep fahren wir auf holpriger Piste zurück nach Talamone. Vor der Rückfahrt nach Massa Marittima wird im Bistro am Hafen natürlich noch mit einem Bier auf einen gelungen Tag angestossen.
Salvo erlaubt sich heute Abend eine Auszeit und das Hausrestaurant ist geschlossen und wir geniessen eine ganz gewöhnliche Pizza in der Osteria San Cerbone in Massa Marittima und als Absacker schlürfen die Männer noch einen Grappa vecchiata.
17. Juni 2009/Mittwoch
Heute zeigt uns Salvo wie Teigwaren gemacht werden. Papardelle, Tagliatelle, Maltagliati, Gnocchi, Tortelli. Unter viel Gelächter wird gerührt, geknetet, gerollt und geschnitten. Füllungen und Saucen in allen Variationen vorbereitet und was jetzt nicht direkt probiert wird, gibt es heute Abend als zusätzliche Vorspeise.
Der Nachmittag ist frei und ausnahmsweise ist der Himmel bewölkt, dazu ist es sehr schwül und einige Regentropfen fallen. Christine, Sonja, Hucki und André bleiben in der Anlage, Andreas und ich fahren nach Follonica. Nach einem kurzen Drink in einer Strandbar entfliehen wir der drückenden Schwüle und fahren „hoch“ nach Massa Marittima. Wir erkunden die engen Gassen, besichtigen den Dom und genehmigen uns einen kühlen Apéro.
18. Juni 2009/Donnerstag
Hauptspeisen: Porchetta agli Aromi, Coniglio Ripieno, Cinghiale con Olive, Fagiano
Den heutigen Tag kann man nicht mehr toppen. Schweinebraten, Kaninchen (drei Stück mit verschiedenen Füllungen und eine schmackhafte Variante für die Schlegel), Wildschwein, Fasan. Salvo unterlässt nichts um unsere Augen und – anschliessend – auch den Gaumen zu erfreuen.
Nach einigen Runden im Pool fahren wir gegen 16.30 Uhr über den unter den Bikern berühmt berüchtigten Monte Bamboli zum Weingut „Serraiola“. Dort erwartet uns ein mit Spezialitäten gedeckter Tisch – schon wieder essen –einige Flaschen Wein, dazu noch Grappa. Es wird gekostet und dann natürlich auch gekauft. Auf dem Heimweg chauffiert uns Erika noch in ein Ristorante am Eingang zu einem Wildschutzgebiet. Bereits nach kürzester Zeit trauen wir unseren Augen kaum. Etwa fünf Wildsauen mit rund fünfundzwanzig Frischlingen erscheinen und kommen direkt zum seitlichen Garten beim Restaurant. Etwas skeptisch und bereit weg zu rennen nähern wir uns der Rotte - keine/r will sich natürlich diese Fotos entgehen lassen. Wir können es fast nicht glauben, die Wildschweine bleiben stehen und lassen sich teilweise sogar fast streicheln. Nur als die Sauen Jill erblicken wird es kurz kritisch, und der Hund wird schnellstens wieder weg und unter den Tisch gebracht.
19. Juni 2009/Freitag
Wir haben uns heute frei genommen und lassen uns – sehr zum Bedauern von Erika – entgehen wie Tronchetto alla Crema, Cantucci, Torta della Nonna, Cimbellone Contadino gemacht werden.
Der letzte Tag wird zum Strandtag erklärt, und wir geniessen den Strand und das mindestens 23 Grad warme Meereswasser.
Nach 17.00 Uhr besichtigen wir noch eine Olivenmühle und gehen shoppen. Im „La Novella“ wird richtig zugeschlagen und die Einkaufstaschen mit vielen Spezialitäten gefüllt, die Toskana soll im Berner Oberland auch in den nächsten Tagen noch etwas Ferienstimmung verbreiten.
Ein letztes, von Salvo wieder hervorragend gekochtes Nachtessen und das von ihm überreichten Diplom beenden eine tolle Woche mit gutem (und viel zu viel) Essen, süffigem Wein, aromatischem Grappa, mehr oder weniger kühlem Bier, vielen Kalorien, etwas (zu wenig) Sport und mit ganz viel Spass.
Erika, Housi, Daniela und Salvo -lichen Dank!
Christine, Hucki, André, Sonja, Andreas und Anita (die am letzten Abend zu diesem Bericht verknurrt wurde und nun alle Hirnzellen aktivieren musste, um noch alles auf die Reihe zu bringen……).
Anita
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