Wie Regina die Toscana auf ihrem Bike erlebt
Mountainbike Ferien bei Beer in der Toscana vom 9.6-16.6.2012
Meine lieben mtbeer-ler!
Blauäugig habe ich mich auf etwas eingelassen, was Pius immer schon wollte. Bikerferien in der Toskana geniessen. Na ja, Biken schön, macht Spass und in einer solchen Umgebung erst recht. Mit meinem Flyer Bike Serie X wahrlich kein Problem. Und dann bin ich ja erst noch die Tochter eines Velomech’s. Papa würde sich im Grab umdrehen, wenn er die heutigen Velofahrer sehen könnte……! Er würde das Wort BIKEN nicht mal verstehen. Nöimödigs Züg :-)
Die Anreise war lang, aber staufrei. Die Unterkunft im Ceppo 5 traumhaft, etwas weit vom Schuss, aber sehr schön. Sauber und gut eingerichtet das Studio, sogar mit Wohn-Küche und einem Gerät, welches sich nach genauem Hinsehen als Fernseher entpuppte. :-) Gerade recht, um den EM-Hunger zu stillen. Vor dem Eingang ein privates Sitzplätzchen und in Greifnähe ein herrlicher Pool. Bikerherz was willst du mehr?
Das Kennenlernen der Teilnehmer (internationale Gäste aus Deutschland und Oesterreich:-)) und die Vorstellung von mtbeer war interessant und fand im lauschigen Restaurantgarten, begleitet von einem feinen Apéro, statt Herzlichen Dank noch einmal.
Es folgte ein wunderbares 4 Gang Menu, welches sich in den kommenden Abenden noch toppen wird. Nach dem Motto: Wer viel bikt, muss noch mehr essen. Molto grazie Salvo!
Jeden Abend um 19.30 Uhr trifft sich die ganze Truppe zum gemeinsamen Nachtessen. Ganz verschiedene Menschen, mit interessanten Hintergründen, vereint durch eine Leidenschaft: Biken, was das Zeug hält.
Am Sonntag, nach dem Frühstück (herrliches Buffet), teilten wir uns selber in Gruppen ein. Cappucino, Cinque cento oder Maserati. Naiv, wie ich da noch war und da Pius meinte, ich hätte ja mit dem Flyer gute Voraussetzungen, gesellte ich mich mit ihm zusammen zu den Cc’s ha! Selbstüberschätzung lässt grüssen.
Dem Housi, als erfahrenen Guide, sind sicher sämtliche Bikerhäärchen zu Berge gestanden. Flyerfahrerin? Flyer mit Vollausrüstung (Nr. Schild, Schutzblech, Licht, Gepäckträger), was will denn die hier? Ich sorgte sicher für manch heimlichen Lacher bei den meisten Cracks. Wohlweislich empfahl mir der Chefguide einen Wechsel zu den Kafitanten. Jä nu, de halt. Housi, ich danke dir für diesen weisen Entscheid….
Er war dann auch unser Anführer am ersten Tag. Schön langsam, gemütlich durch die wunderbaren Felder voller Mohn und Ginster. Es tat fast weh in den Augen, soooo schön war das. Die Anstiege nahm ich mit der Motorunterstützung locker, geradeaus fuhr ich fast immer mit „no assist“. Die Abfahrten waren (noch) human, anfänglich. Wurden aber immer steiler, steiniger und schlüpfriger. Gopf nomou. Aber ich fasste all meinen Mut zusammen und nahm die fallenden Trails unter die Räder. SINGLE-TRAIL – bis jetzt dachte ich immer, das hätte was mit einer Partnervermittlung zu tun. Weit gefehlt, ich werde es noch merken. Täglich etwas mehr. Mutmässig kam ich öfters an meine Grenzen; da hilft selbst meine gut geölte „Schnörre“ nichts mehr. „Meine“ Cappucino-Gschpääli waren allesamt top zwäg. Gut trainiert, waghalsig und bestens ausgerüstet. Ruth, meine einzige motorunterstützte und altersmässig angepasste Mitstreiterin hat bereits viel Erfahrung, ist offenbar schon oft Down-Hill gefahren (auch so ein Fremdwort für mich im Zusammenhang mit Velöle). Für sie war nichts ein Problem! Gemeinsam mit Karin, Giusi und Rita waren wir eine kuuuule, lustige und perfekte Truppe. So kam dann doch noch eine Ladys-Abteilung zusammen. Ich fühlte mich sofort sehr wohl mit diesen Girls, obwohl halt eben bike- und fahrtechnisch eine Aussenseiterin. Noch!
Wetterbedingt (bedeckt und Regengefahr) wurde am Dienstag ein Pausentag eingelegt. D.h. dafür wurde ein Crash-Technik-Kurs angeboten. 2 Stunden mit Housi und den anderen „Profi’s“ auf dem hauseigenen Testparcour. Richtig Bremsen, richtig Gewicht verlagern zum Kurvenkriegen, Treppauf- und runterbolzen. Bike vorne anheben um Wurzeln bergauf zu passieren. Riesige Höger überfahren. Wahnsinn. Ich konnte sie fast hören, die anderen Bikerherzen, sie schlugen wie verrückt vor Freude, meines eher vor Angst. Aber ich hab’s gepackt. Alles probiert, alles getraut und viel, viel gelernt. So einen Kurs hätte ich mir am Sonntagmorgen gewünscht. Und mein Flyer, allseits belächelt und angezweifelt, hat ultimativ seinen Crash-Kurs bestanden. Nichts ging verloren oder kaputt. Jede Unebenheit perfekt ausgefedert. Nur ich war es – kaputt, meine ich, denn es war anstrengend und ungewohnt. Pius hatte auch seine wahre Freude an diesem Uebungsgelände. Belohnt haben wir uns mit einem schönen Ausflug ins malerische Städtchen Massa maritima. Die Euro's blieben im Sack, denn alle Geschäfte machten ausgerechnet dann Siesta.....
Mittwoch – Elbatag. 7.30 Uhr Abfahrt mit Beer-Bus Richtung Meer, Einladen der Bikes in den riesigen Schlund der Fähre. Die hat alles geschluckt, was Beine und Räder hatte. Ganze Busse und 40 Tönner. Wahnsinn. Uns Radfahrer hat das Ungetüm dann auf Elba als erstes wieder ausgespuckt und so konnte das Inselabenteuer – wieder in 2 Stärkeklassen – sofort losgehen. Es war ein tolles Erlebnis. Erneute herrliche Umgebung, traumhafte Ausblicke und extreme Steigungen und natürlich auch wieder Talfahrten. Cristina und Susanne haben sich unserer Gruppe angeschlossen, eine weise Entscheidung. Wir hatten viel Spass zusammen.
Mittags-Pause mit Lunch war auf einer lauschigen Anhöhe; Pius hatte leider zwischenzeitlich Pech mit seinem Wechsel. Dieser wurde durch einen Steinschlag zerstört; das hat ihn viel Kraft und Motivation gekostet. Doch Housi mit seinen Velomech-Fähigkeiten hat behelfsmässig mit einem Inbus-Schlüssel den Wechsel vorbildlich stabilisiert. Operation gelungen. Simon, der Arme, stürzte leider auf einer Abfahrt und hat sich ziemlich böse geschunden. Aber eben: Ein Biker kennt keinen Schmerz und kein Aufgeben…….! Ausser Pius, der war doch so vernünftig und hat bei uns Cappucino's um Asyl gefleht; da wir von Grund auf gutmütig sind, gewährten wir dies auch. Er hat sich sichtlich wohl gefühlt bei uns.
Am Donnerstag wollte ich eigentlich kneifen. Möchte einfach nur im Bett liegen, Zmörgele, Baden. Aber innert 10 Minuten hat mich Pius zum erneuten Angriff motiviert. Erika hat mir ja auch immer wieder versichert, dass ich meine Sache gut machen w¨rde. Das hat mir natürlich sehr geschmeichelt. Wem nicht? Solches Lob, vom Top-Guide. Somit hat das Vertrauen in mich und auch in mein Velöli täglich an Grösse gewonnen. Erika war beeindruckt, auch vom Flyer-Bike. Denn noch nie hatten sie so ein Gefährt dabei, sie schwören auf BionX und stellen diese auch zur Verf¨gung. Muss neidlos zugeben: Schön und sportlich sehen diese Elektrobikes schon aus! Item.
Um halb 10 stehe ich also wieder bei den Cappucino’s auf der Matte und freue mich auf neue Abenteuer. Ich habe es nicht bereut. Die Trails waren wiederum perfekt ausgewählt, schlängeln sich durch Wälder und Auen, um dann plötzlich wieder gefährlich in die Tiefe zu führen. Die Gegend wo auch immer einfach wunderbar. Ein Irrgarten von vielen schönen Strecken. Gekrönt wurde der Donnerstag mit einer feinen Weindegustation in einem schönen Familienweingut. Das anschliessende Nachtessen wäre absolut nicht nötig gewesen. Aber wenn es so fein ist………………! Rein damit.
Der Freitag versprach wieder einiges: Vor allem das Wort BRUTALO liess mich aufhorchen. "Kein Problem für dich, Regina, du schaffst das!" Diese erneute Erika-Ermunterung trieb mich voran. Ich genoss meine Unerschrockenheit und bolzte die steilsten, steinigsten und waghalsigsten Abgründe hinunter. Gut, das ist jetzt etwas übertrieben, aber nur wenig. Haha. Ständig aber riefen meine Hirnzellenmädels: „Der Brutalo kommt noch, der Brutalo kommt noch, der wird dir deine Grenzen zeigen“! "Gott, seid endlich ruhig, ihr Plaggeister. Es wird schon schief gehen." Das ging es dann auch, gopf! Vorher aber entführte uns Erika noch in die NEUE WELT. Einzigartig der Boden in Farbe und Beschaffenheit, einzigartig die tiefen Gräben und Felseinschnitte. Schön. Einfach nur schön. Tief in meinem Herzen sind diese Bilder eingebrannt.
Dann das grosse Vorhaben. Das Zückerli. Das Dessert. Alle, ausser ich, haben sich sehr auf diesen Trail mit diesem fiesem Namen gefreut. Warum heisst der eigentlich nicht Coup Dänemark oder Bananensplit, wenn er allseits als Dessert angepriesen wird? Hätte mir viel weniger Angst und mehr Appetit gemacht.
Erika bereitet uns nach einem bissigen Anstieg seelisch darauf vor. Puls senken, durchatmen, Abstand halten und nach 20 m links rein stechen in das Desser. 20 m links. Das habe ich leider nicht gehört. Wahrscheinlich haben meine Mädels im Hirn gerade vor Angst gekreischt. Suberwui – in angemessenem Abstand hinter Rita – verpasste ich natürlich diese Abzweigung in den verd…. BRUTALO. Schon bald merkte ich, dass ich falsch sein muss. Stand mutterseelenallein in der Pampa. Da – ich höre Geschnädder – Karin und Giusi nähern sich. Ich kehre sofort um. Auch sie sind unsicher und haben das Gefühl, da stimmt was nicht. Karin ruft Erika an, verständlicherweise ist sie „not amused“. Die Arme musste schliesslich den BRUTALO rückwärts und zu Fuss erklimmen. Das ist meiner Meinung nach echt brutal! Sie hat mit uns geschimpft und ich war den Tränen nahe, denn Schuld an diesem verpassten Dessert war ich. Haben sich doch Karin und auch Giusi so sehr auf diesen BRUTALO gefreut. Warum auch immer! Jä nu, vorbei ist vorbei. Die Autostrasse musste nun herhalten und schon bald trafen wir wieder im Cicalino ein. Mittagessen wie immer. Streng aufgeteilt in Kategorien „angemeldet und nicht angemeldet“.
Der letzte Abend war sehr gemütlich. Katrin aus Innsbruck hatte Geburtstag, ihr Partner, der Ekke, hat eine schöne, rührige Rede betreffend die Woche gehalten. Er und Katrin haben sich wohl gefühlt bei uns „Schweizern“, obwohl er viel, viel nicht verstanden habe…..
Ein melodisches Happy Birthday sowie eine sagenhafte Geburtstagstorte krönten den Abend. Katrin wird ihn sicher nicht vergessen. Nett sands – die Schweizer!
Mit Wehmut verabschieden wir uns von einander; es werden Kärtchen ausgetauscht. Wer weiss, ev. sieht man sich ja wieder. Beim Biken in der Toskana. Bei den mtbeer’s. Schön wär’s.
Gut und gesund sind wir wieder zu Hause angekommen. Nachhallen tun die Begegnungen mit tollen Menschen. Erlebnisse. Mutproben. Gespräche. Danke für alles. Erika, Housi und Fräne (obwohl, Fräne konnte ich nicht als „Anführer" erleben, schade!), ihr macht einen super guten Job. Weiter so!
Ein mega Merci von Regina und Pius
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